Judo als Leistungssport

Durch den Olympiastützpunkt in München-Großhadern, sowie die Eliteschule des Sports in München-Nord und die damit verbundene Förderung von Nachwuchstalenten ist München ein optimales Zentrum für Judo als Leistungssport.

Stützpunktsystem des Deutschen Judo-Bundes

München ist Bundesstützpunkt des DJB, Landesleistungszentrum und Olympiastützpunkt.

  • Olympiastützpunkt (OSP): Betreuungs-und Serviceeinrichtung für die Bundeskaderathleten/-innen (A-, B- und C-Kader) sowie deren verantwortliche Trainer/-innen, bei freien Kapazitäten auch für DC-und D-Kader.
  • Bundesstützpunkt (BSP): Stützpunkt des DJB zur optimalen Betreuung und Förderung der Spitzenkader (A/B-Kader) aus dem regionalen Einzugsbereich.
  • Landesleistungszentrum (LLZ): Leistungszentrum auf Landesebene, das mit Landesmitteln zur Förderung bestimmter Sportarten unterstützt wird.

Im Dojo des TSV Großhadern, Heiglhofstr. 25, 81377 München findet regelmäßig ein Stützpunkttraining statt. Das Training am Stützpunkt ist allen dem BJV zugehörigen Athleten (unabhängig von der Vereinszugehörigkeit), die am Leistungssport interessiert sind, möglich. Die Trainingszeiten sind:

  • U15: Jeden Dienstag und Donnerstag, 17:30 – 19:00 Uhr
  • Ab U18: Jeden Dienstag und Donnerstag, 19:00 – 21:00 Uhr

Kaderstruktur des Bayerischen Judo-Verbandes

Athleten/innen, die die unten aufgeführten Platzierungen erreichen, können (bei leistungssportlicher Einstellung) vom zuständigen Landestrainer in den BJV-Kader (D-Kader) berufen werden. Zusätzlich können 10 Athleten/innen je Altersklasse vom zuständigen Landestrainer/in – ohne Erreichen der erforderlichen Platzierung – in den Kader berufen werden.

Der Kaderplatz ist gültig bis zum 31.12. des darauf folgenden Jahres, auch bei Altersklassenwechsel.

D1-Kader (U15)

  • Platz 1-5 auf Süddeutscher Einzelmeisterschaft
  • Platz 1-5 BOT Backnang (U15)
  • Platz 1-7 BOT U16 (derzeit: Duisburg/Bottrop, Erfurt)

D2-Kader (U18)

  • Qualifikation zur DEM
  • Platz 1-7 Masters Bremen (MU18) bzw. Bad Blankenburg (FU18)
  • Platz 1-7 BOT U17 (derzeit: Bamberg/Halle, Herne/Holzwickede)
  • Nominierung zu EJU Cadet Judo Cup

D3-Kader (U21)

  • Platz 1-7 auf Deutscher Einzelmeisterschaft
  • Platz 1-7 Masters Bremen (MU21)/Bad Blankenburg (FU21) oder European Cup
  • Platz 1-5 Sichtungsturnier in Mannheim (Wolfgang-Welz Turnier)

D-Kader (Frauen/Männer)

  • Platz 1-5 auf Deutscher Einzelmeisterschaft
  • Platz 1-7 European Cup in Deutschland
  • Platz 1-3 DJB-Ranglistenturnier

Athleten des Eliteschule des Sports in München und der Berthold-Brecht-Schule in Nürnberg Athleten, die am IHG in München oder an der BBS in Nürnberg sind, können automatisch den jeweiligen Kaderstatus ihrer Altersklasse erhalten. Eine Aufnahme an eine dieser zwei Partnerschulen des Leistungssports ist durch den zuständigen Landestrainer zu befürworten.

Weitere Informationen können dem BJV-Strukturplan entnommen werden.

Eliteschule des Sports München-Nord

Das Gymnasium München-Nord ist als Eliteschule des Sports keine Sportspezialschule, sondern ein normales Gymnasium für den Münchner Norden. Pro Jahrgangsstufe wird jeweils eine Klasse als sogenannte Sport- bzw. Leistungssportklasse geführt. In dieser Klasse erfahren ausgewiesene Talente der jeweiligen Sportfachverbände eine besondere schulische wie leistungssportliche Förderung. Die Eliteschulen des Sports basieren auf einer klaren Aufgabentrennung für die schulische bzw. leistungssportliche Ausbildung.

Weitere Informationen auf der Internetseite des Gymnasiums München-Nord.


Hier eine Aussage aus dem Jahr 2009 von Frank Wieneke, einem der erfolgreichsten deutschen Judoka (Sieger bei den Olympischen Spielen 1984, siebenfacher internationaler- bzw. deutscher Meister, Europameister, 1979-1992 Mitglied der Deutschen Nationalmannschaft, 2001-2008 Bundestrainer):

Frage: Wirkt Judo als Leistungssport aus deiner Sicht als ehemaliger Athlet und langjähriger Nationaltrainer erzieherisch?

Frank Wienecke: Da ich seit meinem 8. Lebensjahr Judo gemacht habe, muss Judo zwangsläufig einen Einfluss auf meine Erziehung genommen haben. Mich hat der Judosport extrem geprägt. Ohne Judo wäre ich sowohl von meinem körperlichen Erscheinungsbild, als auch von meinem Auftreten sicherlich ein komplett anderer Mensch geworden. Ich habe mich für Judo als Kampfsport entschieden – und nicht z.B. für einen Mannschaftssport -, weil ich alleine für mich verantwortlich sein wollte, sowohl im Sieg als auch in der Niederlage, wo ich zum Teil sehr schmerzliche Erlebnisse allein verabeiten wollte und musste.
Ich habe einmal gesagt, Judo musst Du träumen und leben. Das alleine sagt ja schon aus, das man in einem extremen Maße von seiner Sportart beeinflusst wird, der ich ja fast mein ganzes bisheriges Leben gewidmet bzw. mein Leben daran ausgerichtet habe. Das hat natürlich auf meine Entwicklung als Mensch großen Einfluss gehabt.
Durch Judo habe ich gelernt, alleine verantwortlich zu sein. Auch meinen Kindern sage ich, dass sie zum Beispiel in der Schule die Schuld für schwächere Leistungen nicht auf andere wie ihre Lehrer abwälzen dürfen, sondern sie in erster Linie bei sich selber suchen sollen. Sie sind für ihre schulischen Leistungen selbst verantwortlich.
Das habe ich durch mein Judo auch für mich selbst erlebt. Weder als Athlet noch als Trainer habe ich die Schuld bei Misserfolgen bei anderen gesucht, sondern stets mich selber kritisch hinterfragt und ich wäre zum Beispiel als erfolgloser Bundestrainer auch bereit gewesen, notwendige Konsequenzen zu tragen. Ich bin für meine Entscheidungen und für mein Handeln und die sich daraus ergebenden Konsequenzen selbst verantwortlich.
In diesem Sinne ist Judo für mich zu einer Lebenseinstellung geworden.